Leipziger Uni lässt sich von Drohungen einschüchtern

Zuletzt aktualisiert:

Die Uni hat sich einschüchtern lassen und nach Drohungen einen für diese Woche geplanten Vortrag des israelischen Professors Benny Morris zum Thema „Traditionen und Gegenwart des Antisemitismus“ abgesagt. Darin wollte sich der Historiker kritisch mit dem Thema auseinandersetzen.

Man habe es aktuell mit einer aufgeheizten politischen Atmosphäre zu tun, in der Veranstalter bedroht würden. Deshalb habe man sich für die Absage entschieden, erklärte Rektorin Eva Ines Obergfell dazu in einem schriftlichen Statement. In die Entscheidung sei die Uni-Leitung allerdings nicht einbezogen worden. „Wir wollen und werden Räume offen halten für akademische Diskurse“, heißt es. Davon lebe die Wissenschaft.

Die Absage wirkt jedoch wie das komplette Gegenteil! „Es werde intern besprochen, wie es zu der Entscheidung gekommen sei und welche Alternativen es gegeben hätte“, heißt es weiter. Einer der Veranstalter der Ringvorlesung, Prof. Dr. Gert Pickel, sagte dazu: „Eine Absage aufgrund von ‚Sicherheitsbedenken‘ ist nicht gut, sie wird dem Gedanken des Diskursraumes Universität nicht gerecht. Nur haben wir in der vergangenen Woche wirklich die Sorge gehabt, dass es zu traumatisierenden Erfahrungen für jüdische Angehörige unserer Universität kommen könnte. Wir haben keine andere Lösung gesehen, hätten aber Unterstützungsangebote stärker prüfen sollen.“

Auch Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow hat sich mittlerweile zur Absage geäußert: Die sächsischen Hochschulen seien Orte des freien Wortes und der freien Debatte. „Wenn man dieses Selbstverständnis ernst nimmt, muss es auch jederzeit möglich sein, kontroverse Debatten zu führen und sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen.“

Dies dürfe nicht in einem Klima der Angst oder Verunsicherung stattfinden. Aber: „Wenn der Diskurs und die Debatte an den Hochschulen aus Sorge vor Widerspruch im Vorhinein unterbunden wird, riskieren wir nicht weniger als den Wesenskern einer Hochschule im demokratischen Rechtsstaat einzuschränken - nämlich die freie wissenschaftliche Bildung in gesellschaftlicher Verantwortung.“

Dennoch habe die Uni Leipzig sein Vertrauen, „da sie in der Vergangenheit bereits bewiesen hat, dass sie den freien Austausch von Meinungen gewährleistet und einschreitet, sobald die Grenzen des Rechts überschritten werden, wie zuletzt bei der rechtswidrigen Besetzung von Universitätsräumlichkeiten.“